Hallo Frau Bregula! Was kann man sich unter Ihrer Arbeit als Stimmtrainerin konkret vorstellen?
Nathalie Bregula: Stimmtraining heißt für mich, meine Klienten stimmlich fit zu machen, damit sie mit beruflichen Herausforderungen im stimmlichen Kontext besser umgehen, sowie lernen, diese zu meistern. Zu meinen Schwerpunkten zählen beispielweise Präsentationen, Bewerbungsgespräche und eine freundliche Ausstrahlung, aber auch Spezielles wie Stimmtraining für weibliche Führungskräfte. Das Ausschöpfen des stimmlichen Potenzials meiner Klienten steht bei jedem Thema im Fokus.
Welchen Unterschied hört man denn bei einer von Ihnen fit gemachten Stimme?
Ich unterscheide zwischen trainierten und untrainierten Stimmen. Den Effekt einer trainierten Stimme kann man bereits nach wenigen Wochen erreichen.
Eine untrainierte Stimme kann beispielsweise zu laut oder leise wirken, brüchig oder schnell heiser sein, nervös klingen, unfreundlich wirken, zu tief oder zu hoch sein. Eine trainierte Stimme bewirkt hingegen, dass der Klient selbstbewusster, souveräner, motivierender und positiver auf andere wirkt. Er klingt stärker, charismatischer und freundlicher.
Eine trainierte Stimme hilft dabei, auch in schwierigen Situationen, wie zum Beispiel bei Lampenfieber, einen guten und klaren Klang beizubehalten. Hierbei spielt auch die richtige Atmung eine sehr große Rolle.
Was unterscheidet Sie von anderen Stimmtrainern?
Es gibt zwei große Unterschiede, die meine Arbeit ausmachen:
- Ich sehe mich als Personal Trainerin in Sachen Stimme. Dieser Begriff aus dem Englischen gibt sehr gut wieder, wie man sich den Charakter meines Trainings vorstellen kann. Mein Konzept ist darauf ausgelegt, dass der Klient nicht isoliert eine Einzelstunde bucht und dann auf sich allein gestellt ist, sondern dass er mich als Trainerin rundum an seiner Seite hat – damit das Training garantierten Erfolg bringt. Was ich mache ist Folgendes: Zu jeder Trainingseinheit biete ich neben der eigentlichen Trainingsstunde auch einen individualisierten Trainingsplan und einen Feedbackcall an.
- Ich lege absoluten Schwerpunkt auf den direkten Transfer in den Alltag. Ab der ersten Stunde stelle ich immer wieder einen Bezug zur aktuellen Sprech- und Stimmsituation des Klienten her und schaffe während meines Trainings regelmäßig Verbindungen. Mir ist wichtig, dass wir gemeinsam daran arbeiten, wie die besprochenen Übungen in den Alltag integriert werden. Gemeinsam reflektieren wir, wie es in der Zeit nach der Trainingsstunde stimmlich im Alltag geklappt hat.
Was ist Ihr Hintergrund?
Von Kindheit an beschäftigt mich Stimme – ich war früher selbst im Chor und in Musicals und lernte viele interessante Menschen kennen, die ihre Stimme zum Beruf gemacht haben.
Umso mehr ich mich mit dem Thema Stimme beschäftigt habe, desto mehr bemerkte ich, welche Wirkung die Stimme auf das Gegenüber haben kann. Besonders spannend war für mich der gezielte Einsatz der Stimme um die eigene Botschaft besser rüberbringen zu können oder eine Intention zu untermauern.
So kristallisierte sich für mich frühzeitig der Wunsch heraus, beruflich in dieses Thema einzusteigen, das mich schon so lange fasziniert hatte. Tatsächlich wollte ich nie etwas Anderes machen!
Ich begann nach meinem Abitur mit einer Ausbildung zur Logopädin und beschäftigte mich parallel bereits intensiv mit Kommunikationsmodellen.
Zeitgleich absolvierte ich zahlreiche Hospitationen und Praktika, sowie mehrere intensive Weiterbildungen mit dem Schwerunkt Stimme. Unter Anderem folgten hier die zusätzlichen Ausbildungen zur zertifizierten Stimmtherapeutin und zertifizierten Stimmtrainerin.
Früh spezialisierte ich mich auf den Einsatz der Stimme in der Wirtschaft, also beispielsweise auf Vorträge, Präsentationen, Verhandlungen und Telefonate. Deshalb sind meine Trainings hauptsächlich auf diese Berufsgruppen ausgelegt.
Im Laufe meines Werdegangs kam sehr häufig das Thema der Frauenstimme auf, weshalb ich auch speziell dazu ein eigenes Training entwickelt habe.
Wieso ist denn ein spezielles Stimmtraining für Frauen sinnvoll?
Es ist ja ein altbekanntes Problem, dass Frauen in Diskussionen und Meetings oftmals stimmlich unterlegen sind, weil sie weniger laut, weniger durchdringend und weniger durchsetzungsstark sprechen als andere. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass Frauen sich Strategien und Methoden wünschen, um in solchen Situationen besser zum Zug zu kommen – oder ganz platt gesagt: häufiger ausreden zu können. Und da lässt sich glücklicherweise eine ganze Menge machen. Man kann z.B. sehr gut abtrainieren, dass die Stimme in Belastungssituationen zu hoch oder zu tief klingt, zu leise ist oder brüchig wird.
Wie umfangreich muss ein individuelles Training sein, damit es nachhaltig Wirkung zeigt und schnell Ergebnisse erzielt werden können?
Sehr wichtig ist natürlich die Übung des Erarbeiteten zu Hause, damit ein Transfer in den Alltag stattfinden kann. Das kennen wir beispielsweise vom Sport: umso mehr und länger wir üben, umso besser merken wir uns etwas, umso besser können wir etwas umsetzen – umso besser werden wir insgesamt.
Für einen nachhaltigen Erfolg sind meist 10 bis 20 Trainingseinheiten sinnvoll.
Hierbei kommt es auch auf die verfügbare Zeit der Klienten an. Ich erarbeite immer gemeinsam mit den Klienten das bestmögliche zeitliche Konzept.
Ich trete jedem Klienten individuell entgegen und nehme mir die Zeit, gut zuzuhören und auf Alles einzugehen – so lassen sich bestmöglich die persönlichen Ziele definieren. Das kann beispielsweise das Finden der idealen Stimmlage, eine deutliche Aussprache oder das direkte Auftreten vor einem großen Publikum und das Bewältigen des damit verbundenen Lampenfiebers sein.
Was nehmen Ihre Klienten besonders aus Ihrem Training mit?
Meine Klienten imitieren niemanden und bekommen keine Schablonen aufgezwungen. Ich stelle nie die Methode über den Klienten – wenn etwas nicht passt wird es verändert oder individualisiert.
Meine Klienten bleiben sich selbst treu und sind nach meinem Stimmtraining bessere Sprecher, die überzeugen.
Video-Interview mit Nathalie Bregula
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